CSP ist in kleinen Abfüllmengen mit rund 20 € pro 100 ml (wie auch vergleichbare Produkte) nicht gerade billig. Die Versuchskulturen wurden in Deutschland (Wolfgang) und Österreich (Geri) jeweils in belüfteten Plexiglasröhren mit rund 8 cm Durchmesser und 1,5 – 2 l Wasser sowie in kleinen Becken und Gläsern ohne Belüftung angesetzt. Es wurden bereits laufende Kulturen aber auch Neuansätze verwendet. Gefüttert wurde mit unterschiedlichen Mengen, die vor der Zugabe in etwas Wasser aufgelöst wurden.
Zu Testzwecken verzichteten wir teilweise auf die Entnahme von Brachionus sowie auf Wasserwechsel bis zu 3 Wochen. Unsere Erfahrungen und Einschätzungen lassen sich wie folgt zusammenfassen:
- CSP löst sich in Wasser sowohl rasch als auch gut und es bleibt lange in der Schwebe (vor allem mit leichter Belüftung).
- CSP ist sehr ergiebig, wodurch der doch recht hohe Preis relativiert wird.
- Das Kulturwasser wird bei Verwendung von CSP immer wieder sehr klar.
- Mäßige Überdosierung führt im Gegensatz zu anderen Futtermitteln nicht gleich zum Kippen der Kultur (mit extremer Überdosierung schafft man dies natürlich auch mit CSP).
- Da CSP Dosierungsfehler nicht gleich mit dem Absturz der Kultur bestraft, ist es einfacher, sich an die richtige Futtermenge (Aufklaren des Wassers nach spätestens 24 Stunden) heranzutasten. Dabei ist es ratsam, mit geringsten Mengen anzufangen (z. B. 0,5 ml CSP auf 2 l Kulturansatz) und die Dosis im Bedarfsfall langsam zu steigern. Noch besser ist es, kleinere Mengen über den Tag verteilt zu füttern. In jedem Fall ist es empfehlenswert, die CSP-Lösung stets frisch anzusetzen und alsbald zu verfüttern, da es, einmal aufgelöst, nach kurzer Zeit verdirbt.
- Kulturen mit CSP bleiben lange stabil (selbst nach 3 Wochen ohne Wasserwechsel kein Kippen der belüfteten Kultur und keine Geruchsbelästigung).
- Die Vermehrungsrate der Brachionus ist in belüfteten Gefäßen gut (in unbelüfteten etwas geringer) und entspricht nach unserem (allerdings nur optischem) Eindruck insgesamt etwa derjenigen von Kulturen mit Phytoplankton. Gleiches gilt für die höchste erreichbare Populationsdichte. Die besten Ergebnisse erzielten wir bei Temperaturen zwischen 15° und 25° C. Mit fortschreitender Anwendungsdauer war eine etwas gebremste Vermehrung festzustellen, wie dies auch bei anderen Futtermitteln der Fall ist. Vermutlich lag dies z. T. auch an den Testbedingungen (keine Entnahme, kein Wasserwechsel, überalterter Ansatz).
- Hinsichtlich der Vermehrung von Fremdorganismen - insbesondere Euplotes sp. - ist das Bild uneinheitlich. Sind die verwendeten Startkulturen frei von Euplotes und wird nur sparsam mit CSP gefüttert, kann die Massenvermehrung der Ciliaten bemerkenswert gut vermieden werden. In einem belüfteten Reaktor, der 3 Wochen ohne Wasserwechsel betrieben wurde, waren auch nach dieser Zeit nur einzelne Euplotes festzustellen. Befinden sich dagegen bereits viele Euplotes in der Startkultur, können sie sich insbesondere bei reichlicher Zugabe von CSP durchaus ebenso rasant vermehren, wie bei anderen Futtermitteln. Unbelüftete Kulturen z. B. in Gläsern scheinen insoweit anfälliger zu sein als belüftete Ansätze. Wichtig ist auch, stets frisch aufgelöstes CSP zu verwenden (s. o. 5.) um eine Massenvermehrung von Bakterien in der Lösung zu vermeiden.
- Nach ca. einer Woche bilden sich am Boden und den Seitenwänden der Gefäße deutliche schleimige Ablagerungen, wobei höhere Temperaturen diesen Vorgang nach unserem Eindruck begünstigen. Das Wasser selbst klart nach weiterer Zugabe von CSP dennoch wieder vollständig auf (s. u. Fazit). Die Vermehrung der Rädertierchen schien bei zunehmender Ablagerung/Alterung der Kultur allerdings doch gebremst (wie das aber auch bei älteren Phytoplankton-Ansätzen zu beobachten ist).
- Die testweise Verfütterung von CSP-ernährten Brachionus an Larven von Amphiprion ocellaris (Geri) führte zu keinen erkennbaren Mangelerscheinungen, musste aber nach einiger Zeit mangels hinreichender Menge an Test-Brachionus durch Zufütterung aus einem mit Phytoplankton ernährten Ansatz ergänzt werden.
Unser Fazit:
CSP ist in aquaristisch benötigten Kleinmengen nicht gerade billig, aber sehr ergiebig und ermöglicht bei sachgerechter Verwendung tatsächlich eine gegenüber anderen Futtermitteln (z. B. Culture Selco 3000, Hefe) „sauberere“ Kultur von Brachionus. Dies betrifft in erster Linie die Reinheit und Stabilität des Kulturwassers. Aber auch die unerwünschte Vermehrung von Ciliaten lässt sich mit CSP bei Beachtung einiger Vorsichtsmaßnahmen gut eindämmen. Die Vermehrungs- und Wachstumsraten der Rotiferen sind bei geringer Pflege durchaus zufriedenstellend.
Etwas verblüfft hat uns, dass auch nach dem Entstehen der Beläge an Boden und Wänden das Zuchtwassers selbst trotz weiterer CSP-Zugabe immer wieder glas-klar wurde (keine bakterielle Trübung) und dass dies sogar bei reduzierter Brachionusmenge recht schnell geschah. Wir können hier nur spekulieren, dass zugegebenes CSP sich an schon bestehende Ablagerungen schneller anlagert; vielleicht spielen auch bakterielle Vorgänge eine Rolle. Jedenfalls erscheint es uns ratsam, Kulturen nach etwa 7 - 10 Tagen Standzeit zu erneuern und dabei die Gefäße gut zu reinigen. Damit erzielt man auch eine gleich bleibend hohe Vermehrungsrate.
Unter Beachtung dieser (geringen) Vorsichts- und Pflegemaßnahmen erscheint uns CSP als eine gute Alternative vor allem für diejenigen Aquarianer (und Gelegenheitszüchter), die sich der Mühe einer permanenten Phytoplanktonkultur nicht unterziehen wollen. CSP ist im Bedarfsfall rasch verfügbar, gut lagerbar, unkompliziert in der Anwendung und die Inhaltsstoffe können sich sehen lassen.
Zumindest bei weniger anspruchsvollen Larven scheint eine zusätzliche Anreicherung nicht nötig, wenn die Rädertierchen permanent mit CSP versorgt werden. Die beiden Autoren tendieren zwar persönlich zu einer Basisfütterung mit Phytoplankton. Aber auch hier hat CSP etwas zu bieten: Die Zugabe von CSP in geringer Menge zu einer mit Phytoplankton betriebenen Kultur führte im Test nicht zum Verkleben und Ausflocken der Algen (Nannochloropsis), so dass eine Mischfütterung – jedenfalls eine gewisse Zeit - ebenfalls möglich ist.
Ergänzung 09.01.2012:
Mittlerweile gibt es weitere Produkte und Nachfolgeprodukte von Inve, die die Zucht und Anreicherung von Brachionus vereinfachen und erleichtern sollen: Siehe hier!
© Text und Bilder Gerald Schneider und Wolfgang S.